Anti Fast Fashion – Ein neues Workshopformat für Schüler*innen

14. September 2023

Insights

Seit September 2023 ist der Workshop „Anti Fast Fashion“ im MAK Schulprogramm enthalten und für Schulen buchbar. Entstanden ist das prototypische Format in Kooperation des MAK mit der Höheren Lehranstalt für Mode und künstlerische Gestaltung KunstModeDesign (KMD) Herbststraße. Nargol Gharahshir, Mitarbeiterin der MAK Vermittlung, gibt Einblick in den inspirierenden Entstehungsprozess des neuartigen Vermittlungstools zu einem topaktuellen Thema unserer Zeit.

In die Entwicklung einbezogen waren die Künstlerin und Lehrerin Christina Dörfler, ihre Schüler*innen, die Künstlerin Anna Schwarz und die Designerin Alexandra Fruhstorfer, außerdem kooperierten wir mit dem Vermittlungsteam des Kunst Haus Wien. Zum Auftakt des Projekts trafen wir uns im Spätherbst 2022 im Café des Hundertwasserhauses.

Ausstellungsansicht "We Love Our Customers" im Kunsthaus Wien, 2022 © Christina Dörfler

Ausstellungsansicht „We Love Our Customers“ im Kunsthaus Wien, 2022
© Christina Dörfler

Die Schüler*innen hatten bereits eine Kleiderschrankanalyse vorbereitet, die wir im Café besprachen. Ihre Aufgabe war es, sich die Kleidungsstücke in ihrem Kleiderschrank genau anzusehen und zu analysieren, welche getragen werden und welche nicht, beziehungsweise darauf zu achten, wo sie eingekauft wurden und aus welchen Materialien die Stücke bestehen. Wir diskutierten über Einkaufsverhalten, Sammeln und über Lieblingskleidungsstücke. Viele der Schüler*innen erzählten, dass sie auch Second-Hand einkaufen oder ihre Kleidung bei Tauschpartys erwerben. Anschließend ging es in die Ausstellung We Love Our Customers im Kunsthaus Wien, in der die künstlerische Praxis der österreichischen Künstlerin und Fotografin Stefanie Moshammer, die in ihrem Werk einen kritischen Blick auf die Modeindustrie wirft, besprochen wurde.

Wenn die Schüler*innen nicht in Museen unterwegs waren, fanden wir uns in der Schule beim Projektunterricht ein. Die Designerin und interdisziplinäre Künstlerin Anna Schwarz, deren Praxis kollaborativ geprägt ist, gab den Schüler*innen praktische Tipps und Handlungsmöglichkeiten und regte sie dazu an, zusammen zu arbeiten.

Projektbeginn in der Schule © Christina Dörfler

Projektbeginn in der Schule
© Christina Dörfler

Zu Beginn der Projektarbeit an der Schule brachten die Schüler*innen drei Kleidungsstücke mit. Ein Lieblingskleidungsstück, ein Stück, welches sie für eine andere Person wählen würden und eines, welches sie gar nicht mehr haben wollten. Es gab eine Kleidertauschbörse und jene Stücke, die nicht mehr bei den Besitzer*innen verblieben, sollten als Grundlage für eine neue Kollektion genutzt werden.

Bevor die Entwurfsphase begann untersuchten die Schüler*innen die Kleidungsstücke auf ihre Materialien, Herkunftsländer und auf ihre Geschichte. Folgende Fragen wurden gestellt:

– Woher hast du das Kleidungsstück?
– Ist die Kleidung gewebt oder gestrickt?
– Welche Materialien beinhaltet es; ist es aus Naturfasern oder Kunststoff?

Die Analyse wurde auf Papier festgehalten und wie ein Etikett angebracht.

Kleidungsstück-Analyse © Christina Dörfler

Kleidungsstück-Analyse
© Christina Dörfler

In der nächsten Phase interviewten sich die Schüler*innen gegenseitig und schlüpften in die Rolle von Modedesigner*innen und Kund*innen. Zentral war der Dialog zwischen Entwerfer*in und Kund*in, bevor das kreative Schaffen begann.

In mehreren Einheiten, während des Projektunterrichtes, war es nun den Schüler*innen möglich ihre Kollektion zu entwerfen und umzusetzen. Dabei bekamen sie neben ihrer Lehrerin Christina Dörfler und der Künstlerin Anna Schwarz noch Unterstützung von der künstlerisch-forschenden, transdisziplinären Designerin Alexandra Fruhstorfer, die einen Vortrag über Kreisläufe in der Mode hielt und Tatkräftig zur Seite stand. Alexandra Fruhstorfer’s Werk Transitory Yarn ist im MAK Design Lab ausgestellt.

Die Schüler*innen zerschnitten, bedruckten, webten und nähten aus alten Kleidungsstücken eine komplett neue Kollektion, die sich meiner Meinung nach sehen lässt. Dabei kamen nicht nur Kleidung, sondern auch Accessoires wie Taschen und Schals zum Vorschein. Damit ein einheitliches Designelement, welches die Kollektion abrundete, vorkam, entschieden die Schüler*innen sich für ein personalisiertes Logo, welches bestickt wurde und eine wichtige Botschaft enthielt. Die Schüler*innen wagten sich an Modedesign und die Kunst der Schneiderei. Dabei lernten Sie viel über verschiedene Künstler*innen, Techniken und die Modeindustrie. Geplant ist es die Kollektion der Schüler*innen im Rahmen von Open Upcycling und der Ausstellung Critical Consumption im MAK zu zeigen.

Fertiges Upcycling Projekt © Christina Dörfler

Fertiges Upcycling Projekt
© Christina Dörfler

Wie sieht das ganze nun im MAK aus?

Ziel des Projekts war und ist die Entwicklung eines designstrategischen Workshops gemeinsam mit Jugendlichen, dessen Ergebnisse in die permanenten Vermittlungsangebote des MAK einfließen.

Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den jüngeren Generationen und den eingeladenen professionellen Kreativschaffenden ist dabei ein zentraler Teil der Etablierung von Formaten mit Wissensaustausch. Ko-Kreativität und gegenseitiges voneinander Lernen sehen wir als wesentlicher Faktor an, Veränderung unter anderem im Bereich Konsum und Mode zu gestalten.

Bei der Entwicklung von Citizen-Science-Prozessen und deren Einbindung in ein permanentes Präsentations- und Vermittlungsangebot geht es dem MAK darum, die Rolle von Design als partizipatives Werkzeug zu positionieren und anzuwenden und an der Schnittstelle von Kunst und Bildung zu handeln.

Die Vermittlungsabteilung des MAK versteht das Museum als Ort des Wissensaustausches, der Teilhabe und gemeinsamen Forschung und will das MAK verstärkt als Plattform für alternative, kreative interdisziplinäre Bildungsangebote etablieren.

Im Rahmen des Workshops Anti Fast Fashion haben Schüler*innen, wie im Schulprojekt, die Möglichkeit, drei Kleidungsstücke mitzunehmen, die als Basis für eine neue Kollektion dienen. Mit Nähmaschinen, aber auch unkonventionellen Techniken wie dem Benutzen eines Tackers können Outfits entworfen und fertiggestellt werden. Abgeschlossen wird jeder Workshop mit einer Modeshow in der MAK Säulenhalle.

Beteiligte an der Entwicklung des Prototyps:

Künstlerin und Lehrerin Christina Dörfler, Künstlerin Anna Schwarz und Designerin Alexandra Fruhstorfer

Höhere Lehranstalt für Mode und künstlerische Gestaltung KunstModeDesign (KMD) Herbststraße: die Schüler*innen Jaya Reinthaler, Emily Pfannhauser, Sasha Tuna, Phoebe Auerbach, Janna Stuhlhofer, Cathrin Heß und Angelina Zajicek.

Das Projekt ist Teil des 10×17 Sustainable Development Goal-Engagements des MAK, das darauf abzielt, bewussten Konsum zu fördern.

Ein Beitrag von Nargol Gharahshir, Mitarbeiterin der MAK Abteilung Vermittlung und Outreach

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